Teil 3: Regeneratives Ausschütteln der Beine zwischen Imst und Pfunds

Alpenüberquerung von Füssen zum Gardasee

Strecke: 57,7 km
Höhenmeter bergauf: 260
Tiefenmeter bergab: 102
Alle Details, Streckenverlauf – Höhenprofil usw: Outdooractive-Karte

Die zweite Etappe startet ohne Pedalbewegungen. Hätten wir vergessen, die Akkus einzusetzen, wir hätten es vermutlich zunächst nicht bemerkt. Wir verlassen Imst in südlicher Richtung, stoßen bald auf den Gurglbach, dem wir auf seinen letzten zwei Kilometern bis zur Mündung in den Inn folgen. Bis dahin geht es nur bergab, es ist wie Motorradfahren, macht Spaß.

Inntal bei Landeck
Der Inn, dem wir flußaufwärts folgen, ist ständiger Begleiter dieser Etappe (Foto: Norbert Widera)

Auch wenn wir mit Motorunterstützung unterwegs sind, der Vortag – geprägt von etwas Sparzwang die Akkukapazität betreffend und notwendiger Körperspannung auf den Schotterwegen – hat doch etwas gezehrt, wir merken, dass es doch etwas „Sport“ war.

Natürlich möchte ich das keinesfalls mit der Leistung der Reiseradler, die im Gegensatz zu uns ohne Begleitfahrzeug und ohne Motorunterstützung, dafür aber mit vollem Gepäck aus eigener Kraft den gleichen Weg meistern mussten, vergleichen. Wir trafen einige, haben uns kurz unterhalten – und sie nötigten uns allen tiefen Respekt ab! Aber es war auch halt schon signifikant mehr als „Garnichts“, was wir geleistet haben. So nahmen wir die Daten der heutigen Tagesetappe mit deutlich weniger Höhenmetern (Hier im Odenwald hat jede kleine Abendausfahrt schon mehr) und deutlich kürzerer Strecke erfreut zur Kenntnis.

Alpenromantik mit Pausen

Auch wenn es für die gesamte Tour nicht wirklich gravierend war, so gehört es doch zur Chronistenpflicht, auch die weniger idyllischen Abschnitte der Reise zu dokumentieren. Kurz nachdem die Radroute Via Claudia Augusta auf den Inn trifft, ist auch ein mehr oder weniger naher Verlauf der Route an der Inntalautobahn, einer der Hauptverkehrsadern des Alpenraumes, nicht immer vermeidbar.

Radfahrerin auf Radweg neben der Inntalautobahn
Einige Kilometer hat man das Gefühl, direkt auf der Inntalautobahn zu radeln. Ein Zaun und einige Meter trennen den Radweg von der meistbefahrenen Autobahn Österreichs.

Wenn man sich die Historie der alten Römerroute durch die Alpen, der der Radweg folgt, etwas vor Augen führt, ist das auch nicht wirklich verwunderlich. Die Via Claudia Augusta ist nun einmal die leichteste Alpenquerung, und seit der Römerzeit eine vitale Verbindung durch das Gebirge hindurch. Hier wurden viele bedeutende Siedlungen gegründet. So musste auch die moderne Infrastruktur letztlich folgen.

Der Schreck des „Autobahnradelns“ dauerte jedoch nicht lange. Bald trennen sich die Verläufe von Rad- und Autoroute wieder ausreichend weit, so dass der Genuss der Landschaft auf gut ausgebauten, meistens asphaltierten Wegen und kleinen Nebenstraßen wieder in den Vordergrund tritt.

Radfahrer auf Nebenstraße mit malerischer Aussicht auf Berge
Radfahrer im Schatten eines Baumes vor malerischer Kirche
Gruppe Radfahrer biegt auf Nebenstraße ab
Bestens ausgebaute Wege – eigentlich eher Straßen und Dorfdurchfahrten sind typisch für die erste Hälfte dieser Etappe. Einfach zu bewältigen, die Kulisse gefällt durchaus. (Fotos 3x: Norbert Widera)

Halbzeit in Landeck

Landeck markiert etwa knapp die Hälfte der Etappe, ist die größte Ortschaft am Weg und so verabredeten wir uns mit unserem wichtigsten Gruppenmitglied, dem Fahrer des Begleitfahrzeugs dort zum gemeinsamen Mittagessen.

Kunstwerk in der Fußgängerzone von Landeck zeigt Frauenkopf
Kunstwerk in der Fußgängerzone von Landeck
Mountainbike fährt in Landeck Treppen runter
Die leichte Etappe weckte möglicherweise meinen Übermut – ich auf Urbantrails in Landeck. Liebe Kinder, nicht nachmachen! (Foto: Norbert Widera)
Gruppe Radfahrer auf Brücke vor Schloss Landeck
Mit dem über uns thronenden Schloss Landeck als Kulisse überqueren wir einmal mehr den Inn und verlassen Landeck.

Nach einer entspannten Mittagspause, etwas Schlendern durch Landeck machen wir uns auf die zweite Hälfte der sehr leichten Etappe.

Frisch gestärkt nach Pfunds

Der Inn bleibt ständiger Begleiter, wir werden den Fluss noch einige Male queren. Da wir dem Flusslauf aufwärts folgen, nimmt die Breite beständig ab, auch geht es mal über eine Staustufe mit Wasserkraftwerk, einen kleinen Teil der Strecke absolvieren wir neben und teilweise auf einer relativ stark befahrenen Straße – aber zum Glück dauern diese Abschnitte nie so lange, dass sie den Genuss der Tour trüben könnten, gleichwohl gibt es sie aber schon.

Gleichzeitig ändert sich auch die Charakteristik des Radweges hier. Vorher ist das Inntal breit, die Wege sind eher kleine Nebenstraßen, danach wird es irgendwie uriger, der Inn wandelt sich mehr und mehr zum Gebirgsfluss, der Radweg führt enger daran vorbei, das Landschaftserlebnis wurde für mich gefühlt naturnaher und alpiner.

Gruppe Radfahrer auf Brücke über den Inn zwischen Landeck und Pfunds
Gruppenbild auf der schönen Bogenbrücke, die auch das Motiv für das Titelbild abgibt. (Foto: unbekannter aber netter Radler auf der Brücke)
Inntal zwischen Landeck und Pfunds
Der zunehmend wieder alpine Charakter hinter Landeck hat mir gut gefallen. (Foto: Norbert Widera)
Malerische Holzbrücke über den Inn
Der Radweg wechselt häufig das Ufer des Inn. Am Oberlauf finden wir diese malerische Holzbrücke vor alpiner Kulisse und Postkartenwetter. (Foto: Norbert Widera)

Im weiteren Verlauf wird das Tal wieder weiter, der Weg führt über guten asphaltierten Untergrund immer auch mal ein Stück über die Straße oder kreuzt diese und findet wieder an das Ufer des Inn zurück, bis wir unser Ziel erreichen.

Radfahrerin auf Radweg neben dem Inn
Radweg am Ufer des Inn kurz vor Pfunds
Gruppe Radfahrer neben der Straße
Auch kurze Passagen nahe oder sogar auf der stärker frequentierten Straße gehören zu dieser Etappe.

Auftanken an der Sauerbrunnenquelle in Prutz

Zufällig fiel mir bei der Vorbeifahrt ein kleiner Anbau an den Fels auf, vor dem sich viele Radler und Passanten sammelten. Dort läuft aus einem Hahn das Quellwasser der Sauerbrunnenquelle in ein Becken, man kann es kostenlos abfüllen oder trinken. Dem Namen alle Ehre machend schmeckt es leicht säuerlich, enthält zahlreiche Mineralien und kommt bereits natürlich mit Kohlensäure versetzt kalt aus dem Felsen. Wir fanden es alle besonders köstlich und erfrischend – gesund soll es auch sein. Klarer Tipp zum Anhalten von unserer Seite.

Radfahrer an Sauerbrunnenquelle
Etwas Heilwasser kann nicht schaden, wer weiß wofür es gut ist? Köstlich und sehr erfrischend war es. (Foto: Norbert Widera)

Abstecher und Abkühlung an heißen Tagen: Erfrischung im Rieder Badesee

Ca. nach 40 km auf der Tour, also 16 km vor dem Etappenziel in Pfunds, passieren wir den Rieder Badesee zu unserer Linken. Dieser See bietet sich besonders für Radler zur kurzen Abkühlung an, oder wenn man einfach nur etwas trinken möchte. Obwohl es eigentlich ein Strandbad mit Kasse am Eingang ist, darf man nach kurzer Rücksprache mit dem Personal mit den Fahrrädern hineinfahren. Wenn man nur etwas trinken möchte im kleinen Biergarten am Kiosk, zahlt man keinen Eintritt, sonst – wenn man auch schwimmen möchte, einen kleinen Betrag. Funktioniert einfach so auf Vertrauensbasis, und die teuren Räder samt Gepäck kommen einfach unkompliziert mit. Fanden wir einfach klasse!

Steg im Rieder Badesee
Bank vor Rieder Badesee
Ein Idyll mit hohem Erholungswert für erhitzte Radler (Foto: Norbert Widera)
Relaxen am Rieder Badesee
Das sehr gepflegte Bad am Rieder See lädt zur Rast und Abkühlung ein – die Räder dürfen mit, was den Aufwand drastisch senkt.

So nutzten wir die Freiheiten, die uns diese sowohl einfache wie auch kurze Etappe bot, um die Augen offen zu halten und fanden weitere kleine Schätze entlang des Weges, die wir zur Erholung nutzten.

Die folgende Etappe sollte wieder deutlich fordernder werden, die Überquerung des Reschenpasses stand an, und das Passieren gleich mehrerer Landesgrenzen – und einer EU-Außengrenze über einen Trail.

Hier geht es weiter:
Teil 4: Über wilde Grenzen und schwarze Löcher auf das Dach der Tour

Vorheriger Teil des Berichtes:
Teil 2: Über den Alpsee und Fernpaß nach Imst

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