Mountainbiken im Herbst

Der Sommer ist endgültig vorbei, auch wenn es die Tage nochmals angenehm warm werden soll – der Herbst ist da, die Matschsaison kommt.

Das ist jedoch kein Grund, sein Mountainbike einzumotten. Gerade diese Jahreszeit kann besonders reizvoll sein. Der Wald ist voller anderer Gerüche, das herbstlich gefärbte Laub setzt reizvolle farbliche Akzente, die kühleren Temperaturen empfinden viele für sportliche Betätigung sehr angenehm. Fahrtechnisch ist gerade „das Spielen im Dreck“, bei aller gebotener Vorsicht, für viele sehr interessant und bereitet Freude.

Gleichzeitig stellen die besonderen Bedingungen auch besondere Herausforderungen an Mensch und Material. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die euch helfen, gut durch die Matchsaison zu kommen.

Herausforderungen für die Maschine

Matsch, Nässe, Laub – im Übergang zur kalten Jahreszeit befindet sich viel mehr loses Material auf Waldwegen und Trails, die Mechanik der Mountainbikes muss einiges mehr an Beschuss durch Dreck aushalten.

Verschmutzter Antrieb eines E-Mountainbikes
Dauerbeschuss durch Erde, Sand, Matsch, Laub und Tannennadeln – einen erhöhten Verschleiß durch die schmirgelnde Wirkung des Schmutzes in den Antriebskomponenten muss man wohl oder übel hinnehmen.

Ganz wird man den höheren Verschleiß nicht verhindern können, nachfolgende Tipps helfen aber:

  • Die Kette muss nach dem Reinigen und Trocknen unbedingt entweder mit Kettenöl oder mit Kettenwachs (je nachdem, was vorher verwendet wurde) neu präpariert werden. Rost ist sonst unausweichlich.
  • Dabei speziell dafür vorgesehene Produkte verwenden. Motoröl oder ähnlches hat auf der Fahrradkette nichts verloren, ebenso wie Kettenspray für Motorräder. Beides kann die Kette verkleben, mit anhaftendem Schmutz eine Schmirgelpaste bilden und so mehr schaden als nützen.
  • Öl oder Wachs nach Herstellerangaben auf saubere Kette anwenden. Überschüssiges Produkt nach Einwirkzeit abwischen - Kette mehrfach durch Lappen laufen lassen und durchkurbeln.

  • Lager schmieren - soweit diese das bauartbedingt zulassen. Falls die Lenkerlager noch offen laufende Typen sind, macht es unbedingt Sinn, diese vor dem Beginn der nassen Periode zu reinigen und zu fetten. Auch bei geschlossenen Lagern kann eine dünne Fettschicht vor Korrosion schützen.
  • Viel hilft nicht immer viel: Fett nur an Stellen verwenden, an denen sich kein Schmutz ansammelt. Sonst bildet sich eine Schmirgelpaste, die eher schadet als nützt. Schaltwerke sollten nach dem Reinigen eher einigen Tropfen Öl in den Gelenken gewartet werden. Überschüssiges Öl abwischen. Grundsatz hier: Was man sehen kann, ist zu viel.
  • Fully-Mountainbike: Schwingenlagerungen auf Spielfreiheit und Leichtgängigkeit prüfen. Eventuell vom Fachmann erledigen lassen - ab und an müssen die Lager erneuert werden.

Schlamm, Matsch und Laub fordern ein gutes Profil auf für diesen Untergrund geeigneten Reifen. Hier keine Kompromisse eingehen und lieber im Zweifel neue "Schlappen" aufziehen. Wenn die alten noch nicht ganz abgefahren sind, muss man diese ja nicht gleich wegwerfen - für den Sommer oder auf einer asphaltlastigen Tour kann man die ja wieder verwenden.

Ein sehr wichtiger Parameter. Für guten Gripp und Traktion eher an der unteren Grenze befüllen. Zu hart aufgepumpte Reifen rutschen auf tiefgründigem Geläuf viel schneller, der Unterschied ist enorm. Jedoch darauf achten, dass Wurzeln, Stufen oder ähnliches auch nicht bis auf die Felge durchschlagen. Das kann den Schlauch perforieren - die berühmten "Snakebites" entstehen - und zu einer Panne im Gelände führen.

  • Schmutz abwaschen, mit weicher Bürste nacharbeiten, nachspülen. Bei von außen aufgetragenen Schmiermitteln ("Gabel-Deo", diverse Kriechöle, etc.) bin ich vorsichtig bis skeptisch. Kurzfristig wird zwar das Ansprechverhalten verbessert, allerdings können die Mittel die internen Schmierstoffe verdünnen oder sogar die Dichtungen angreifen, was dann auf lange Sicht mehr schadet als nützt.
    Im Zweifel den Empfehlungen des Herstellers der Komponenten folgen. Nicht immer leicht umzusetzen, aber oft empfohlen:
    Das Mountainbike für 24-48h auf den Kopf stellen. Viele Gabeln haben im Casting ein Ölreservoir, das dann die Schwämme, die sich unter der Staubdichtung befinden, wieder neu mit Schmierstoff tränken könnte. Das ist, besonders bei schweren E-Mountainbikes, aber nicht immer leicht umzusetzen - und kann andere Probleme nach sich ziehen (Beschädigungen am Sattel / Lenker - wenn die Bremsanlage nicht wirklich 100% sauber entlüftet ist, können sich Blasen ungünstig ansammeln, was da zu Problemen führen kann).
  • Öfter mal zum Profi: Speziell bei den Hightech-Fahrwerken an modernen Mountainbike-Boliden sollte man ab und an einfach auch mal den Profi ranlassen und Dämpfer und Gabel warten lassen. Das bewahrt den Fahrspaß und die Sicherheit und verlängert die Lebensdauer erheblich. Spätestens - lieber davor - wenn die Funktion spürbar beeinträchtig ist, ist es so weit.

Die Tage werden rasant kürzer, schnell hat man sich verschätzt, oder hat eine Panne, wird sonst irgendwie aufgehalten und kommt in die Dämmerung. Nebel und Regen können unvorhersehbar auftreten.
Gute Beleuchtung vorne und hinten, sowie seitliche Reflektoren an den Laufrädern (MTB-Reifen haben oft keinen Reflexionsstreifen eingearbeitet) sind Pflicht. Vorgeschrieben sind darüberhinaus Reflektoren an den Pedalen, sowie zusätzlich zur aktiven Beleuchtung ein weißer Rückstrahler vorne und ein roter hinten. Alle aktiven und passiven Beleuchtungskomponenten müssen zugelassen sein, und eine K-Nummer haben (->weitere Infos).

Meiner Meinung nach zumindest für die schmuddelige Jahreszeit eine klare Empfehlung: Schutzbleche / Mudguards vorne und hinten.
Das Moorbad für Mensch und Technik können diese zwar nicht ganz verhindern, aber doch spürbar reduzieren.

Nachgerüstetes hinteres Schutzblech E-Mountainbike
Hilfreich: Mudguards und Schutzbleche reduzieren die Schlammdusche für Mensch und Technik.
Speichenreflektoren Mountainbike
Reflektierende Speichensticks erhöhen die seitliche Sichtbarkeit drastisch – besonders wichtig, da die MTB-Reifen sehr oft keinen Reflexionsstreifen haben.

Auch mit fittem und gepflegtem Material – Grundvoraussetzung bei fordernden Bedingungen – sollten auch die Fahrer/innen ein paar Dinge beherzigen. Nasses Laub, aufgeweichter Boden, schlechte Sicht – besonders in der ersten Herbstsaison – sind alles Gründe, sich langsam und vorsichtig heranzutasten und so nach und nach Vertrauen in das Fahrverhalten unter diesen Verhältnissen aufzubauen.

So steht einer langen Saison auf zwei Rädern nichts mehr im Weg.

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